“Es fährt kein Bus nach Irgendwo”

Wiesbaden/Michelstadt/Berlin. In Hessen werden zunehmend Verkehrsleistungen in ländlichen Gebieten gestrichen. Dies kritisieren Hessens Busunternehmer bei einer Fachtagung des Landesverbandes Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) in Berlin. Durch das Ausdünnen von Verkehrslinien in der Fläche wird das Angebot für Pendler und Schüler im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) immer unattraktiver. Hessens Busunternehmer beraten deshalb (vom 13. bis 15. Februar) mit Experten über Mobilitätskonzepte der Zukunft.

Demographische Trends zeigen: Die Bevölkerung außerhalb von Ballungszentren nimmt ab. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen im ÖPNV. Im Gespräch mit Sören Bartol, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion für den Bereich Verkehr, machten Hessens Busunternehmer am Donnerstag deutlich, dass das Streichen von Fahrangeboten als Reaktion auf die nachlassende Zahl von Fahrgästen keine Lösung sei. Nach Auffassung von Verkehrsexperten bleibt der geplante Spareffekt für die kommunalen Auftraggeber aus. Mehr noch: Wenn kein Bus mehr nach irgendwo im Taunus oder im Odenwald fahre, sinke die Lebensqualität der Menschen dort erheblich. „Gerade in der Fläche aber sind Menschen auf ein ausreichendes Angebot an Fahrmöglichkeiten des ÖPNV angewiesen“, betont Karl Reinhard Wissmüller, Vorsitzender des LHO (Michelstadt).

Die Idee, Fahrgäste künftig in öffentlichem Auftrag von Paketdiensten oder Privatfahrern mitnehmen zu lassen, sehen die Busunternehmer kritisch. Wer eine Genehmigung zum Befördern von Personen erhalten will, muss hohe rechtliche und sicherheitstechnische Anforderungen erfüllen.

Wissmüller empfiehlt den öffentlichen Auftraggebern statt des leichtfertigen Streichens von Busverbindungen wieder mehr auf die lokale Kompetenz der örtlichen Verkehrsunternehmen zu setzen, um mit ihnen gemeinsam die Umlaufplanung der Buslinien zu optimieren.

Fernbusverkehr: An Haltestellen wird es eng

Mit dem Fernbus von Stadt zu Stadt ist eine preiswerte Alternative zu Flugzeug und Bahn. Leider hinkt die Infrastruktur in den Städten der großen Nachfrage hinterher. Kaum eine Kommune hat dafür einen adäquaten Omnibusbahnhof. An vielen Haltestellen in den Zentren wird es eng und oft sind diese bereits durch den öffentlichen Personennahverkehr ausgelastet. Auch in Frankfurt, einem der wichtigsten Drehkreuze im Fernbusverkehr.

Die meisten Städte unterschätzen nach Auffassung des LHO die Entwicklung im Fernbusverkehr. Mit Blick auf den weiteren Erfolg des Fernbusses sind Haltestellen in einem attraktiven Umfeld der Stadt nötig, die ein Mindestmaß an Komfort und Anbindung an den ÖPNV garantieren. Die Busunternehmen sind dabei bereit, sich über Stellplatzgebühren an den Kosten zu beteiligen. „Um künftig einen reibungslosen Fernbusverkehr zu sichern, ist es unerlässlich, dass die Busbahnhöfe in den Städten zeitnah ausgebaut werden“, erklärt Karl Reinhard Wissmüller. Kommunen müssten erkennen, dass Busbahnhöfe auch Aushängeschilder seien und einen Beitrag zur Attraktivität leisten, ergänzt der Vorsitzende des Busunternehmerverbandes.

Der Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) e.V. mit Sitz in Gießen vertritt die Interessen von etwa 170 privaten Omnibusbetrieben in Hessen, die im ÖPNV und im Gelegenheitsverkehr mit rund 2500 Bussen unterwegs sind. Er berät seine Mitglieder in rechtlichen Fragen, vertritt diese in politischen Diskussionen mit Behörden und Institutionen und organisiert Schulungen. Erster Vorsitzender des Landesverbandes Hessischer Omnibusunternehmer e.V. (LHO) ist Karl Reinhard Wissmüller (Michelstadt). Die Internetadresse lautet: www.lho-online.com