Kosten reduzieren & ÖPNV stärken

Hanau / Gießen / Michelstadt. Hessens Busunternehmer möchten Pendlern und Schülern in ländlich strukturierten Gebieten auch künftig ein verbraucherfreundliches, regelmäßiges Fahren mit Bussen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) anbieten können. Sie sorgen sich um die Finanzierung des ÖPNV in der Fläche. Deshalb lud der Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) anlässlich seiner Jahrestagung alle Verantwortlichen für den hessischen ÖPNV an einen Tisch ein. Experten der Landesregierung, der Regierungspräsidien, der Kreise und der Verkehrsverbünde diskutierten in Hanau über bezahlbare Modelle der Zukunft. Der demographische Wandel und die zunehmende Landflucht seien zwar von vielen erkannt, dennoch gebe es – nach Einschätzung von Busunternehmern – auch im Bereich des ÖPNV eine gewisse Hilflosigkeit. „Es gilt dem Trend nicht nur zuzuschauen. Wir brauchen Konzepte und umsetzbare Lösungen für die Zukunft“, machte Karl Reinhard Wissmüller (Michelstadt), Vorsitzender des LHO vor den rund 120 Verkehrsexperten deutlich. Was in Städten und Ballungsräumen selbstverständlich ist, wird in dünner besiedelten Gebieten wie dem Odenwald, dem Spessart oder in Teilen Nordhessen zu einem echten Problem: Ein Nahverkehrsangebot, das den dort lebenden Menschen Mobilität erlaubt. Kurzsichtiges Streichen von Verkehrsleistungen im ländlichen Raum führe zu sinkender Lebensqualität und zu steigender Landflucht, so Wissmüller. Wie können Kosten reduziert und das ÖPNV-Angebot gestärkt werden? Ein Weg wäre die Standardisierung der Ausstattung von Bussen. Bisher kocht jeder Kreis und jeder Verkehrsverbund bei Ausschreibungen sein eigenes Süppchen: Die Fahrzeugfarbe wird je nach Auftraggeber unterschiedlich vorgegeben, individuelle Sonderwünsche der Businneneinrichtung sollen berücksichtigt werden, selbst die Reifengröße eines Busses wurde schon vorgeschrieben. Dies erhöht nicht nur die Anschaffungskosten für Busse kräftig, sondern schränkt auch die Flexibilität der beauftragten Busunternehmen ein, da Fahrzeuge dann nicht kreisübergreifend eingesetzt werden können. Wenn Buslinien im ÖPNV gestrichen oder ausgedünnt werden, weichen Fahrgäste auf das weniger umweltfreundliche Auto aus. „Wer die Kluft zwischen den Ballungszentren und den ländlichen Gebieten nicht noch mehr vergrößern möchte, setzt sich für einen flächendeckenden, adäquaten ÖPNV in Hessen ein“, bekräftigt Gerhard Sippel (Hofheim-Wallau), der während der Jahrestagung in seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes bestätigt wurde. Mit Blick auf die Mobilität der Fahrgäste sei es sinnvoller durch einheitliche Standards Geld einzusparen als Fahrleistungen zu streichen, erklärt Karl Reinhard Wissmüller. Sein Verband will den begonnenen Dialog mit den Auftraggebern fortführen, um der drohenden Gefahr der Unterfinanzierung des ÖPNV entgegenzutreten.